Hamburg: Im ersten Fasshotel der Stadt
Regen prasselt aufs Dach. Und immer wieder pfeifen Sturmböen vorbei, rütteln in Bäumen und Sträuchern. Dann plötzlich ein Hüpfen und Schaben. – „Eichhörnchen“, murmele ich im Halbschlaf. Drehe mich um. Und schlafe weiter.
Gestern Nachmittag waren wir losgefahren. In den Hamburger Bezirk Bergedorf. In die Vier- und Marschlande. Da waren wir noch nie – für uns also eine Art Entdeckungstour.
Unsere erste Entdeckung war ein Freilichtmuseum: das Rieck Haus in Curslack. Das 1533 erbaute und nach der Bauernfamilie Rieck benannte Hufnerhaus gilt als eines der ältesten noch erhaltenen Fachhallenhäuser in Norddeutschland und ist ein Museum für alle Sinne.
Ein wunderschöner Ort, wenn man sich in eine andere Zeit versetzen lassen möchte. Perfekt für Familien, die drinnen und draußen ungestört auf Entdeckungsreise gehen wollen. Etwas durchgefroren wollten wir nach einer Stunde weiter. Ein Kakao für unsere Tochter und Kaffee für uns. Das nächste Café? Die Frau an der Kasse des Rieck Hauses lächelt. Na, das sei erst in Bergedorf oder natürlich drüben in Ochsenwerder.
Nach Ochsenwerder, genau da wollten wir eh hin. Denn dort gibt es nicht nur große Bauernhöfe, riesige Gewächshäuser, idyllische Elbdeiche, herrliche Ausblicke und ganz viel Einsamkeit. Dort gibt es auch drei gemütliche Holzfässer: kleine runde Kuschelkisten mit wunderbar warmen Betten darin.
Sie gehören zur Wein- und Friesenstube und heißen Molly, Nick und Anna. „Wir haben den Fässern die Namen unserer drei Kinder gegeben“, erklären Arne und Katja Meyer. Seit mehr als 20 Jahren betreibt Arne das Restaurant.
Die Idee mit den Fässern entstand erst vor ein paar Jahren: „Zuerst hatten wir sie bei uns zuhause, denn es musste ja alles erst einmal genehmigt werden. Dann haben wir die Fässer im Biergarten unseres Restaurants aufgestellt. Denn das liegt nur 50 Meter vom Elberadweg – und für die Radfahrer ist die spontane Übernachtungsmöglichkeit im Fass ideal.“
Nicht nur für die Radfahrer. Inzwischen bieten Katja, Arne und ihr Team auch Fass-Pauschalen an. Ein Fondue im Weinfass zum Beispiel. Oder ein Candle-Light-Dinner für zwei Personen nebenan im Restaurant mit anschließender Übernachtung im Fass und einem wunderbar gedeckten Frühstückstisch am nächsten Morgen. Letzteres war unsere Übernachtungsvariante: ein herrliches Essen, fantastischer Wein und danach das fluffig überzogene Bett im Fass.
Ein paar Zweifel hatten wir schon, da es ununterbrochen regnete, fast schon stürmte. Doch eine kleine Heizung im Fass heizte tapfer dagegen an. Und so saßen wir nach unserem wunderbaren Menü in einem warmen Mini-Schlafraum, in dem man im Gegensatz zu anderen Fässern, in denen wir schon übernachtet haben, keinen zusätzlichen Sitzraum hat sondern quer im Fass liegt. Wer möchte und länger bleibt kann das Bett dann trotzdem umbauen und hat – für den Tag – Sitzplätze für sechs Personen. Praktisch. Aber vermutlich gar nicht nötig, denn gleich nebenan sind ja genügend Tische und Stühle im Restaurant und im Biergarten.
Neben den drei im Außenbereich verteilten Fässern gibt es noch ein hochkant stehendes Fass: Öffnet man es, steht man in einem überraschend großen Badezimmer mit Dusche, Waschbecken und WC.
Wir tapsen durch ein paar Pfützen, machen uns fassfein und tapsen wieder zurück. Schwupps ist man eingeschafen in so einem Fass. Und schlummert wunderbar bei holzigem Duft und Regen- und Eichhörnchen-Akustik.
Am Morgen dann ein liebevoll gedeckter Frühstückstisch und die Idee, spätestens im Frühjahr wieder ins Fass zu klettern – dann vielleicht nach einer langen Radtour entlang des Elberadweges.
Vielen Dank an Arne und Katja Meyer für die kostenlose Übernachtung im Holzfass!
Mehr Infos zum Fasshotel findet ihr hier.
Für wen?
Für Radfahrer, Feinschmecker, Familien, Verliebte… So ein Fass ist eigentlich für jeden etwas. Dass der Elberadweg gleich neben dem Haus ist, macht das Fasshotel natürlich ganz besonders für Radfahrer zu einem perfekten Übernachtungsort.
Was ist in der Nähe?
Die Hamburger Innenstadt mit ganz viel Kunst und Kultur. Schon auf dem Weg dort hin ist das Auswanderermuseum. Außerdem natürlich das Freilichtmuseum Rieck Haus, die Hamburger Sternwarte und das Museum für Bergedorf und die Vierlande. Und für alle, die ganz in der Nähe einen langen Deichspaziergang machen wollen, haben Katja und Arne Meyer noch ein zweites Café und Restaurant: die Marschländer Elblounge, direkt am Deich und mit Blick auf die Elbe.