Egestorf: Barfuß über Scherben
Pitsch. Patsch. Blubber. Blöpp. Unter unseren Füßen klingt es komisch. Und auch das Gefühl ist ungewohnt. Mal kalt. Mal wohlig warm. Mal stachelig. Pieksig. Dann wieder wunderbar weich. Fast schon flauschig. Glibberig, nass und matschig wechseln sich mit sandig, staubig und steinig ab.
Matschwanderung mit nackten Füßen
Und dann diese Klänge. Diese Düfte. Diese Landschaft. Ein Garten der Sinne. Fühlen, hören, riechen, spüren… Sich herrlich frei fühlen.
Und etwas tun, was man heute so selten tut: barfuß laufen. Nicht vom Bett bis zur Dusche. Auch nicht kurz mal am Strand entlang. Nein: eine ganze Wanderung durch eine traumhafte Landschaft mit Wald, Wiesen und sanften Hügeln.
Jeder Schritt wird erklärt, damit alle Sinne zu ihrem Recht kommen. Egal, wie lang der Weg ist
Start und Ziel: die Fußduschen
Im Barfußpark Egestorf in der Lüneburger Heide kann man unter drei Weglängen wählen: lang, mittel und kurz. Die längste der drei Wegvarianten umfasst die kompletten 2,7 Kilometer mit insgesamt 60 ganz unterschiedlichen Stationen und startet an den Schließfächern, wo man kostenlos seine Schuhe und Socken einschließen und sich später, wenn man mit schmutzigen Füßen wieder zurückkommt, mit Schläuchen und Bürsten in Ruhe die Füße und Beine abschrubben kann.
Kühler Stein
Wir waten durch recht kaltes Wasser. Ein Kneippbecken, dass den Kreislauf in Schwung bringt. Danach geht es über unterschiedliche Steinarten, über Korken, Borke und dann nach rechts eine Treppe am Waldrand hinauf: zu den Scherben. Die schimmern blau im Sonnenlicht – und pieksen viel weniger als gedacht. Das Gefühl ist eher angenehm kühl und kribbelnd.
Kribbelnde Scherben
Töne zaubern im Wald
Auf dem Weg kommt man auch an den ersten Stationen für die anderen Sinne vorbei. Ein Baumkronenspiegel zum Beispiel. Und ein Xylophon mitten im Wald. Töne zwischen rauschenden Blättern und Vogelgezwitscher.
Eine kleine Anhöhe, dann ein Holzhaus. Das Salzineum. Vorsichtig tapsen wir hinein. Klare, salzige Luft. Einatmen, viel tiefer als sonst. So kühl und klar.
Erfrischender Lehm
Glitschiger Matsch
Über Balancier-Stationen gehen wir zurück, immer entlang der Grenze zum Naturerlebnisbad Aquadies, wo man in Zelten, Tipis und kleinen Holzhütten übernachten und ganz nah und in Ruhe Wasserspaß und Barfußpark genießen kann. Ein Stück weiter die Offenbarung: nasser Lehm. Ein bisschen komisch fühlt es sich an, die Füße in die dunkle, etwas klebrige Brühe zu stecken. Was ist darunter? Wo stößt man womöglich mit den Zehen an? Aber, nein, der Fuß landet gut – auf einem etwas glitschigen, lehmigen Untergrund.
Ein Fest der Füße: Matsche, Sand, Tannenzapfen, Tannennadeln, Waldboden…
Wir waten weiter. Testen Hörrohre. Balancieren. Erfühlen mit den Füßen den Unterschied zwischen Moor, Torf, Schlick und Matsch. Führen uns gegenseitig über den Vertrauenspfad, wechselseitig die Augen geschlossen. Tapsen über warmes Heidekraut. Lernen die Namen der Bäume kennen. Und stecken unsere Füße zum Schluss wieder in kaltes Wasser.
Ein Fest der Sinne: Kräutergarten, Ruheorte, Lern- und Erfahrungsstationen…
Laufen mit nackten Füßen
Und dann? – Drehen wir um und machen all das noch einmal. Den langen Weg, wir gehen ihn gleich zweimal. Mehr als drei Stunden sind wir unterwegs. Die Zeit fliegt dahin, ist kaum zu spüren. Man wird so schön eins mit der Natur. Und die Füße fühlen sich nach all dem Gekitzele und Gematsche plötzlich ganz anders an: stark, warm und wohlig.
Linktipps
Infos zum Barfußpark gibt es hier. Und ganz tolle Kurse und Events – einfach mal ausprobieren!
Unbedingt machen
Im Salzineum tief durchatmen und sich nach dem Barfuß-Rundgang noch eine sehr besondere Pediküre von kleinen Knabberfischen oder einen Besuch im Yogawald gönnen. Ab dem Barfußparks gibt es auch tolle Kutschfahrten durch die Lüneburger Heide.
Rast und Ruhe:
Im Barfußpark gibt es ein Restaurant mit großer Auswahl. Außerdem ist auf dem Gelände ein Kiosk.
Ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe:
Gleich auf dem Gelände des angrenzenden Naturbades Aquadies kann man in kleinen roten Holzhütten oder im eigenen Zelt übernachten und sowohl Freibad als auch Barfußpark nutzen. Außerdem gibt es gleich vor dem Barfußpark einen Wohnmobilstellplatz. Und nur acht Minuten mit dem Auto geht es in den Wildpark Lüneburger Heide, wo man in einem wunderschönen Schäferdorf schlafen kann – so wie wir es gleich ausprobiert haben.