Eifel: Nachts in der Ritterburg

Abendstimmung auf Burg Blankenheim (Foto: DJH Rheinland e.V.)

Abendstimmung auf Burg Blankenheim (Foto: DJH Rheinland e.V.)

Eine riesige Höhenburg thront über dem Städtchen Blankenheim, dessen kleine, krumme Häuschen und schmalen Gassen sich eng an den Felsen schmiegen. Von unten führt ein
steiler Stieg mit Treppen zur Burg hinauf. Man geht entlang der dicken Mauern, stellt sich vor, wie dahinter einmal Ritter und Burgfräulein lebten. Wie sie kämpften, liebten, zerstörten und ihre Burg immer wieder neu aufbauten. Wie aus der mächtigen Ritterburg später ein barockes Schloss mit Garten und Orangerie wurde. Und wie viele Generationen von Kindern und Jugendlichen hier ihre Freizeit verbrachten, seit die Anlage ab 1926 zur Deutschen Turnerschaft und seit 1936 zum Deutschen Jugendherbergswerk gehört.

Blick von der Burg hinunter auf Blankenheim

Blick von der Burg hinunter auf Blankenheim

Durch den Burghof stürmen um die hundert Kinder. Sie tragen Schwerter und Schilder, manche haben sich Wappen draufgemalt. Einige Erwachsene stehen dabei, sind verkleidet wie Mägde oder Hofnarren. Im Eingangsbereich der Burg steht eine mächtige Ritterrüstung. „Da ist aber keiner drin“, sagt Markus Paschek schmunzelnd. Der Herbergsvater mit sympathisch bayerischem Akzent gibt uns den Schlüssel zum Turmzimmer.

Blick hinauf zum Turmzimmer

Blick hinauf zum Turmzimmer

Exakt 60 Stufen geht es, teilweise über eine Wendeltreppe, in die oberste Etage von Burg Blankenheim hinauf. Dann in ein ganz typisches Jugendherbergszimmer: Hochbett, Einzelbett, Schrank, Tischchen mit zwei Stühlen, Waschbecken. Toilette und Duschen sind über den Gang. Trotzdem ist alles irgendwie anders. Das Mittelalter lebt. Nicht nur durch das Stimmengewirr im Innenhof. Auch der Blick aus dem Fenster, das in seiner Größe eher an eine Schießscharte erinnert, hinunter auf die alte Stadt, weckt die Fantasie.

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Unten im Ort gibt es ein Eifelmuseum und ganz in dessen Nähe entspringt die Ahrquelle im Kellergewölbe eines Fachwerkhauses aus dem Jahr 1726. „So richtig viel los ist hier nicht, aber es gibt ein paar sehr nette kleine Läden zum Stöbern“, erzählt Claudia Paschek später. Die Herbergsmutter und ihr Mann leben seit fast 20 Jahren in Blankenheim. Zuerst auf der Burg, „aber als dann unsere beiden Kinder zur Welt kamen, wurde das etwas zu eng, außerdem wollten wir eine Rückzugsmöglichkeit haben.“ Sie zeigt auf die Kindergruppen im Hof. Ihre Schwerter sind Teil der speziell auf Schulklassen zugeschnittenen Programme. Die Kinder üben sich zum Beispiel im Bogenschießen, entwerfen ihre eigenen Wappen, erstürmen als Teams die Burg. „Es geht um Vertrauen, soziale Kompetenzen und Verantwortung. Eigentlich müsste jede Schulklasse solche Angebote nutzen, denn die Klassengemeinschaft profitiert ungemein davon. Das hören wir immer wieder.“

Gleich neben der Burg gibt es hübsche Ferienwohnungen (Foto: DJH Rheinland e.V.)

Gleich neben der Burg gibt es hübsche Ferienwohnungen (Foto: DJH Rheinland e.V.)

(Foto: DJH Rheinland e.V.)

(Foto: DJH Rheinland e.V.)

(Foto: DJH Rheinland e.V.)

(Foto: DJH Rheinland e.V.)

Auch für Familien, Musik- und Seminargruppen gibt es spezielle Aktivreise-Programme, die spüren lassen, wie die Menschen im Mittelalter lebten und bei denen alle mitmachen, basteln, rätseln, spielen und musizieren können. Lernen mit ganz viel Spaß. Und das auch noch an einem Ort, der echter nicht sein könnte. Etwas unterhalb der dicken Burgmauer liegen die fünf Ferienwohnungen des Bastionshauses, die extra für Familien gedacht sind. Im vorderen Bereich der um 1115 erbauten Höhenburg liegt der rund 150 Meter lange Tiergartentunnel. „Durch ihn wurde die Anlage über eine Druckleitung aus Holzrohren seit 1469 mit Wasser versorgt. Man hat dabei das Gefälle genutzt, aber dabei auch schon den Höhenunterschied ausgeglichen.“ Auch das erklärt Claudia Paschek und zeigt auf den dichten Wald, der den Tunnel umgibt: „Das ist der Tiergarten, in dem Wildtiere gehalten wurden. Er war wie eine Art Kühlschrank, den es ja damals noch nicht gab. Wenn Besuch kam, ging man gemeinsam in den Wald und schoss sich sein Abendessen.“

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Warum man Herbergseltern wird? Claudia Paschek überlegt: „Na, da gibt es viele verschiedene Gründe. Bei uns war es der Wunsch, mal etwas ganz anderes zu machen, keinen
normalen Beruf zu haben, bei dem man sich irgendwann eingefahren fühlt. Diese Jugendherberge in der Burg ist einfach etwas Besonderes. Letztens bekamen wir Besuch von der Tochter des Paares, das in den Dreißigerjahren hier als Herbergseltern lebte. Sie kam nach Blankenheim zurück, um hoch oben bei uns auf der Burg, wo sie geboren wurde, ihren 80. Geburtstag zu feiern.“

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Die Nacht im Turmzimmer ist gemütlich. Das Frühstück erinnert an alte Jugendherbergszeiten. Und die Burg mit all ihren Geschichten und Erklärtafeln wie eine spannende Geschichtsstunde in der Schule – und doch irgendwie anders: echt, lebendig und mitten im Leben.

Vielen Dank dem DJH Rheinland e.V. für die kostenlose Übernachtung auf Burg Blankenheim!

 

Mehr Infos zur Burg Blankenheim findet ihr hier.

Übrigens: Noch mehr Jugendherbergen in Schlössern und Burgen finden sich hier.

 

Für wen?

Nicht nur für Gruppen, auch für Familien und Wanderfans, die von Blankenheim aus die Eifel entdecken wollen, zum Beispiel gleich nebenan auf dem Tiergartentunnel-Wanderweg, auf dem Ahrsteig, dem Eifelsteig oder im Nationalpark Eifel.

 

Was ist in der Nähe?

Das Städtchen Blankenheim mit nettem Museum und gemütlichen Gassen, Orte wie Monschau, Mechernich mit Bergbaumuseum und dem Freilichtmuseum Kommern und Hellenthal mit seiner berühmten Greifvogelstation.

Noch mehr ungewöhnliche Übernachtungsreisen in der Eifel gesucht? Na dann, nichts wie ab ins Fass!